Hauptseite

 

FANFILME

 

 

Als leidenschaftlicher Amateurfilmer fand ich jedoch keine Ruhe. Obwohl ich immer noch aktiver Star-Wars-Fan war, wollte ich diesmal ein anderes Projekt angehen. Zusammen mit einem teilweise neuen Freundeskreis drehte ich 1984 den Super-8-Film "Mad Movie", bei dem ich als Drehbuchautor, Kameramann und Regisseur fungierte. "Mad Movie" war ein Episodenfilm, in dem Fan-Lieblinge wie Spider-Man, Superman, Conan oder Western parodiert wurden.

Nach diesem Besuch im Komödiengenre stand meinem Kumpel und mir wieder der Sinn nach etwas "Ernsthafterem". Da wir beide außer Star-Wars- auch große Indiana-Jones-Fans waren (vor kurzem war "Indiana Jones und der Tempel des Todes" angelaufen), sollte Indy das Thema unseres nächsten Projekts sein, diesmal jedoch auf Video!

Wieder einmal schrieb ich das Drehbuch mit dem Titel "Indiana Jones und das Höllenzepter", in dem Dr. Jones nach Rumänien reisen soll, um dort das sogenannte "Höllenzepter" dem Staatsmuseum in Bukarest zu überreichen. Bei diesem Zepter handelt es sich der Legende nach um ein magisches Artefakt aus dem Besitz des mittelalterlichen rumänischen Fürsten Vlad Tepesch, genannt "Dracula". Es soll seinem Benutzer die Fähigkeit verleihen, das Tor ins Dämonenreich zu öffnen und damit unermeßliche Macht verleihen. In Bukarest angekommen, trifft Indy auf sein weibliches Gegenstück und eine Bande von Teufelsanbetern, die hinter dem Höllenzepter her sind. Höhepunkte der Story sind eine wahnwitzige Verfolgungsjagd und das Heraufbeschwören eines Dämons am Ende des Films.

 

Kamera und Regie übernahm diesmal mein Kumpel. Aus unserem Freundeskreis wurden sämtliche Rollen besetzt. Es gab ein echtes "Location Scouting", also das Suchen nach geeigneten Drehorten, wobei wir in den hiesigen Wäldern und Burgruinen fündig wurden. Ein fast schon professionelles "Call Sheet" wurde entworfen, also ein Drehplan, an welchem Tag welche Szene gedreht und welcher Schauspieler und welche Requisiten benötigt wurden.


Da immer noch keiner von uns eine Videokamera besaß, liehen wir uns eine für ein Wochenende aus. Tatsächlich gelang es uns, in dieser einen Woche den kompletten Film abzudrehen. Allerdings mußten wir ein paar Szenen nachdrehen, weil sie nicht wie geplant gelungen waren, weswegen wir die Kamera noch einmal für ein paar Tage ausleihen mussten.

Am Videorekorder wurde dann alles geschnitten und vertont, wobei wieder einmal John Williams' Musik zum Einsatz kam - nicht nur aus den Indy-Filmen, sondern auch aus "Jaws" und "Star Wars". Den "Imperial March" für den Bösewicht des Streifens zu wählen, versuchte ich dem Regisseur vergeblich auszureden, was nachher für die meisten Lacher im Publikum sorgte. Er wollte ja nicht auf mich hören… Überhaupt war "Indiana Jones und das Höllenzepter" leider unfreiwillig komisch geworden, was manchmal auch an den "Leistungen" unserer Schauspieler lag. Aber das ist ein Schicksal, das die meisten Amateurfilme ereilt.

              

Getreu den echten Indy-Filmen gab es auch bei uns etliche Stunts zu bewundern. Wirklich super gelungen und keineswegs unfreiwillig komisch war der größte und gefährlichste Stunt, bei dem Indy (dargestellt von mir) in eine Schlucht zu stürzen droht, sich aber gerade noch retten kann, indem er im Fallen seine Peitsche um einen Pfosten schlägt und so gut 20 Meter über dem Abgrund baumelt. Diese nicht ganz ungefährliche Szene drehten wir in einer Sandgrube. Durch geschicktes Einsetzen der Kamera und der Schnittechnik wirkt die Szene im Film jedoch viel gefährlicher als sie tatsächlich war.

              

Parallel zum Film drehten wir sogar ein "Making Of" der Dreharbeiten. Mit seiner einstündigen Laufzeit ist es fast doppelt so lang wie der eigentliche Film und beinhaltet neben der Dokumentation selbst viele verpatzte Szenen und ein fiktives Interview mit dem Regisseur in Form einer Parodie eines typischen Filmmagazins.

              

Ideen für weitere Projekte hatten wir genug, doch wurde es zunehmend schwieriger, gute Amateurfilme zu drehen. Hauptgrund dafür war das Genre, das wir uns ausgesucht hatten. Um einen SF-, Fantasy- oder Abenteuerfilm zu drehen, benötigt man unweigerlich halbwegs gute Spezialeffekte. Die Effekte in den echten Kinofilmen wurden immer besser, und da konnten wir unmöglich mithalten. Aber auch unser Privatleben hielt immer wieder neue Überraschungen bereit, sodass wir bis heute keinen eigenen Film mehr produziert haben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden…

Achim Dörr