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Von vornherein stand fest, daß es ein Stop-Motion-Film mit den 10 cm großen Kenner-Figuren werden wird. Aber zuerst musste eine Story her! Wir waren der Ansicht, daß Darth Vaders Schicksal nach dem Ende von "Krieg der Sterne" nicht zufrieden stellend geklärt worden war, weswegen unser Film die direkte Fortsetzung dazu werden sollte. Also schrieb ich ein Drehbuch mit dem Titel "Darth Vader schlägt zurück", das mit der Notlandung von Vaders' TIE-Fighter auf einem Dschungelplaneten beginnt. Gleichzeitig wird die Rebellenbasis auf Yavin IV evakuiert. Während die Rebellen ein neues Versteck ansteuern, geht Luke Skywalker jedoch auf die Suche nach Darth Vader und landet schließlich ebenfalls auf dem Dschungelplaneten. Die Macht führt ihn tatsächlich zum Dunklen Lord der Sith, und ein epischer Zweikampf mit Lichtsäbeln entbrennt. Gerade, als Vader zum tödlichen Schlag gegen Luke ausholt, wird er von einem saurierartigen Dschungelmonster angegriffen und stürzt in eine tiefe Schlucht. Luke hält ihn für tot und schließt sich wieder der Allianz an.

                           

Obwohl wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht "Das Imperium schlägt zurück" gesehen hatten (und auch nicht wußten, das die Fortsetzung diesen Titel tragen würde), erinnert nicht nur der Titel an Episode V. Auch hatten wir die Evakuierung der Rebellenbasis als wichtiges Handlungselement vorausgesehen, wenn auch in Episode V nicht Yavin IV sondern Hoth evakuiert wurde. Höhepunkt unseres Films wie auch von Episode V war das Lichtsäbelduell zwischen Luke und Vader. Diese Tatsachen finde ich heute noch verblüffend, andererseits zeigt es aber auch, wie gut wir uns in die Welt von Star Wars und George Lucas' Stil, Filme zu machen, hineinversetzen konnten.

Während wir den Film, der in der endgültigen Fassung etwa 20 Minuten lief, fertigbearbeiteten, wurde der Titel der Fortsetzung von "Krieg der Sterne" bekannt. Daher änderten wir den Titel unseres Filmes in "Darth Vaders Rache" um, nicht ahnend, daß gut 25 Jahre später einmal ein Star-Wars-Film mit dem Titel "Die Rache der Sith" herauskommen würde…

Gedreht wurde - wie schon erwähnt - teilweise in der Stop-Motion-Technik, in der bei jedem Einzelbild die Kenner-Actionfiguren millimeterweise weiterbewegt wurden. Dummerweise hatten wir kein Stativ für den Scheinwerfer übrig, weswegen der von Hand gehalten und dadurch jedes Einzelbild leicht unterschiedlich belichtet wurde. Nebeneffekt davon war eine etwas stroboskopartige Ausleuchtung des Films, was wir aber natürlich erst bemerkten, nachdem das ganze Material entwickelt worden war.

Den Lichtsäbelkampf zwischen Luke und Vader realisierten wir, indem die Kamera die Figuren erst ab Hüfthöhe aufnahm und wir die Kontrahenten außerhalb des Blickfeldes per Hand an den Beinen bewegten. Die "Riesenechse" war eine Krokodil-Kasperle-Handpuppe. Weitere "Echtzeit"-Aufnahmen waren alle Szenen mit den Raumschiffen, für die wir die Kenner-Modellbausätze bzw. Metallmodelle benutzten. Spektakulär und gar nicht mal so schlecht wirkt der Notstart der X-Wing-Staffel von unter der Wasseroberfläche eines Sees auf Yavin IV (dargestellt durch einen Gartenteich). Dazu befestigten wir die schweren Metallmodelle mit Nylonfäden an einem langen Stock und zogen sie in hohem Bogen aus dem Wasser. Diese Szene wiederholten wir mehrmals, sodaß der Eindruck einer ganzen X-Wing-Schwadron entstand.

Auch mit Spezialeffekten konnten wir dienen: Die Rebellenbasis auf Yavin IV (eine große Modellandschaft) bekam stimmungsvollen Nebel durch den Einsatz von flüssigem Stickstoff, den der Onkel meines Kumpels (ein Chemielehrer) besorgte. Mit seiner Hilfe kreierten wir auch einen funktionierenden Mini-Vulkan, der in der Modellandschaft spektakulär ausbrach und Asche ausspeite.

In der "Post Production" kamen dann die Lichtsäbel-Effekte dazu. Dazu malte ich mit bunten Folienschreibern die Lichtklingen direkt auf jedes Einzelbild des Films - der sogenannte "Buntstifteffekt". Dann wurde der Film mit Musik aus dem Star-Wars-Soundtrack von John Williams unterlegt und die Dialoge und Geräusche aufgenommen. Die Sprecher/Innen wurden aus unserem Freundeskreis rekrutiert, was ganz gut klappte, bis auf die Tatsache, daß der Dunkle Lord Hochdeutsch mit einem leicht saarländischen Akzent sprach. Die Geräuscheffekte wurden von der Hörspiel-LP und der Super-8-Fassung von "Krieg der Sterne" übernommen. (Nur zur Info: Episode IV gabs damals in der üblichen 120-Meter-Fassung, was bedeutete, daß der 116minütige Originalfilm auf knapp 25 Minuten heruntergekürzt war. Solche 120-Meter-Spulen mit Kinofilmen kosteten damals etwa 75 DM. Zum Vergleich: Die allerersten Kinofilme auf Videokassetten schlugen damals mit ca. 350 DM zu Buche!)

Unser Erstlingswerk war damit vollendet. Obwohl wir sehr viele Fehler gemacht hatten, waren wir dennoch stolz darauf. Außerdem: Aus Fehlern lernt man.